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                                 Der Charakter

  
Der junge, heranwachsende Rhodesian Ridgeback (bis ca. 2 Jahre, vollständig entwickelt mit ca. 3-4 Jahren) zeigt eine Tendenz zu Überschwenglichkeit und Ungezogenheit, ja fast Rüpelhaftigkeit, welche den wahren Charakter des erwachsenen Hundes nicht durchblicken läßt.

In den ersten Monaten ist es für den neuen Besitzer wichtig, einfühlsam aber bestimmt seine Dominanz auszuüben. Der Ridgeback ist sehr stark und nachhaltig von Umwelteinflüssen und Erziehungsmaßnahmen beeindruckbar und nennt ein nahezu ,,elefantöses" Gedächnis sein eigen. Er spricht daher stark auf Konsequenz, Lob und Schmeicheleien an.

Mit einem ausgeprägten, starken Willen ausgestattet, kann er durch undosierte Härte, nicht verständliche Schärfe oder gar Schläge nie unterwürfig gemacht werden; im Gegenteil, er wird bockig und aggressiv. Die besten Ergebnisse bei Erziehung und Training erziehlt man durch freundiche Motivation und Ruhe, eine scheltende, leicht erhobene Stimme genügt meistens, um die nötige Disziplin zu erreichen.

Als Begleiter und Freund hängt der Ridgeback in unwandelbarer Treue und Liebe an seiner Familie, welche Menschen, Haustiere und Hof umfasst. Oft schließt er sich einer Person besonders eng an, der er seine spezielle liebevolle Verbundenheit angedeihen lässt. Es heißt, daß man einen Ridgeback nicht besitzt, sondern von ihm besessen wird. Aus diesem Grund ist er ein hervorragender Wächter und Beschützer ,,seines Besitzers".

Rhodesian Ridgebacks bellen selten ohne Grund und nur gerade so viel, wie nötig ist, um vor Gefahr zu warnen. Diese Eigenschaft, gepaart mit seiner gelassenen Lebenseinstellung, ist trügerisch, denn der scheinbar unbewegliche, faule Hund, der stundenlang - am liebsten auf dem Sofa oder im Bett - schläft, verwandelt sich blitzartig in einen unbestechlichen Beschützer.

Erst wenn es unbedingt nötig ist, baut er sich hellwach mit aufgestellten Nackenhaaren auf und bellt oder droht knurrend. Oft weist ein Heben des Kopfes, begleitet von einem Knurren, Grollen oder einfachen Aufblähen der Wangen daraufhin, daß da etwas ist, von dem man zwar Notiz nimmt, das aber keine Gefahr darstellt.

Wenn der Rhodesian Ridgeback ernsthaft droht steht er - jeder Muskel an seinem Körper straff gespannt - mit vorgestecktem, gesenktem Kopf da und fixiert den Eindringling mit einem harten, beunruhigendem Blick, bereit loszustürmen. Nur das dazwischentreten seines Herren oder der Rückzug des ungebetenen Gastes kann die angsteinflößende Drohgebärde beenden.

Wenige Fremde werden es wagen, sich einem so lauernden Hund zu nähren. Bekannte des Besitzers werden zwar begrüßt, aber eher zurückhaltend behandelt. Eine überschwengliche, ungestüme Begrüßung wird nur den ,,Lieblingsleuten" zuteil, wobei ein Ridgeback einen Freund nie vergisst, auch nicht nach jahrelanger Trennung.

Seine Haltung gegenüber Kindern ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von Gleichgültigkeit, ja fast ausweichender Umgehung, bis zu aufdringlicher Zuneigung. Gefahr droht höchstens von seiner Größe und Kraft, die er im ausgelassenen Spiel mit dem Menschen (ob Erwachsenen oder Kindern) nicht unter Kontrolle hat.

Ein Ridgeback sollte nicht als Spielzeug betrachtet, sondern als vollwertige, selbständige Persönlichkeit mit eigenen Rechten respektiert werden.

Von Natur aus ein eher bequemer Kerl wird ein Ridgeback nie mehr Energie aufbringen als unbedingt nötig ist, um sein Ziel zu erreichen - er genießt es direkt, Zeit zu vertrödeln und zu faulenzen. Aus diesem Grund ist es wichtig, ihm auf ausgedehnten Wanderungen Bewegung zu verschaffen - von selbst tut er es nicht! Während dieser täglichen Spaziergänge sollte er sich - sofern er sich mit ihnen verträgt - mit anderen Hunden spielen können.

Vielleicht läßt er sich - in echtem Ridgeback-Stil - auch einmal zu einer dominanten Gebärde hinreißen. Zum Kampf kommt es eher selten, denn normalerweise weicht er Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten lieber aus, manchmal in einem Ausmaß, das man fast schon als Feigheit bezeichnen könnte. Anpöbelungen von anderen Hunden werden im Allgemeinen nicht toleriert. Der Ridgeback setzt dabei gerade so viel Anstrengung ein wie  nötig ist, um seine Selbstachtung zu wahren.

Wenn er will, kann der Rhodesian Ridgeback seine hohe Intelligenz und Schlauheit hinter einer Maske scheinbarer Dummheit, Begriffsstutzigkeit, Sturheit und Ungeschicklichkeit verbergen - sehr zum Ärger oder zur Belustigung seines Besitzers.

Daher endet das Training mit einem Ridgeback - sei es Unterordnung oder Ringtraining - oft in Frustration unnd man muss Zugeständnisse an seinen starken Willen, seine Durchsetzungskraft, seine Persönlichkeit und sein Talent, die Dinge auf seine Art zu erledigen, machen.

Ein Beispiel: Wiederholtes Wegwerfen eines Gegenstandes mit einer Aufforderung, ihn wieder zu bringen, führt den Hund zur Ansicht, daß etwas was man dauernd wegwirft, wohl nicht mehr gebraucht wird. Fazit: Nach dem 2. Mal läßt er ihn liegen und läuft desinteressiert davon!

Wenn ein Ausbilder nicht viel Geduld, Motivation und Einfühlungsvermögen aufwendet und ihm den Sinn der verlangten Arbeit nicht klar machen kann, wird ein Ridgeback immer versuchen, den Weg des geringsten Widerstandes und des kleinsten Aufwandes einzuschlagen.

Im Ausstellungsring nimmt der Ridgeback - im Gegensatz zu vielen anderen Rassen - oft eine gelangweilte, fast lethargische Pose ein und es braucht viel Können, dies zu verbergen. Kaum aus dem Ring entlassen wird er mit höchster Begeisterung und Geschwindigkeit freudig hochspringen und toben.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß sich der Ridgeback mit viel Humor und Persönlichkeit gelassen und willig in seine Umwelt einfügen läßt. Er reagiert rasch und perfekt auf alles, was man von ihm wünscht - aber nur, wenn es ihm genehm ist und wenn er einen Sinn dahinter sieht.

Trotz des gegenteiligen Anscheins ist er ein ständig aufmerksamer, intelligenter und treuer Hund. Er verbirgt seine (stürmische) Zuneigung nicht und steht seinem Herrn und zu dessen Schutz bereit - wenn es sein muss, bis in den Tod!