Epilepsie beim Hund


Mittlerweile ist die Epilepsie  (JME - Juvenile Myoclonische Epilepsie) auch beim Ridgeback ein großes Thema geworden. 


Mit meinem Podenco-Galgo-Mix habe ich über 8 Jahre an der Seite eines Epileptikers gelebt, was wirklich ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, innerer Ruhe und Feingefühl fordert - nicht einfach war und auch an die Substanz ging. In dieser Zeit habe ich dennoch jede Menge an Erfahrungen gesammelt und habe sehr viel über dieses Thema dazugelernt. Wie man damit umgeht und auch dabei auf den Hund eingeht, um ihm die Unterstützung zu geben, die er gerade in solchen Momenten braucht.

Aber auch das gesamte Umfeld spielt hier eine große Rolle. Kleinigkeiten können schon ein Auslöser für einen Anfall bieten.


Wodurch Epilepsie ausgelöst werden kann

Epilepsie kann vererbt oder erworben werden. Auslöser für epileptische Anfälle können Stress, Wetterumschwünge, Mondphasen, körperliche Verausgabung, Ängste - aber auch Infektionskrankheiten, Stoffwechselstörungen (Nieren- oder Lebererkrankung), Herzerkrankungen (die zu Sauerstoffmangel im Gehirn führen können), Tumore  und Vergiftungen sein. Auch Fehlstellungen an der Halswirbelsäule können Anfälle auslösen.


Anzeichen für Epilepsie


Phase



Anzeichen für Epilepsie - Verhalten des Hundes

1. Phase

Verhaltensveränderung vor dem Anfall z.B. Unruhe, Speichelfluss, Erbrechen, Jaulen, Bellen

2. Phase

Epileptischer Anfall: Muskelzuckungen, Muskelspannung, Bewußtseinseintrübung bis hin zum Bewußtseinsverlust

3. Phase

Hunger, Durst, Taumeligkeit, Verwirrtheit, Kontrollverlust über Blase und Darm



Welche Epilepsiearten gibt es

Es gibt die idiopathische und die symptomatische Epilepsie:

  • idiopathische Epilepsie: Mehr als 50% leiden an idiopathischer Epilepsie. Diese tritt zwischen dem 1. und dem 4. Lebensjahr auf. Abgesehen davon sind die Hunde in der Regel gesund und auch die Blut- und Harnwerten liegen im normalen Bereich. Die Balance zwischen Erregung und Hemmung ist gestört und die Hunde reagieren sensibel auf Lärm, Veränderungen und andere Belastungen. Bei der idiopathischen Epilepsie sind die Anfälle meist generalisiert. 
  • symptomatische Epilepsie: Bei der symptomatischen Epilepsie werden die Anfälle aufgrund von anderen Erkrankungen ausgelöst. Hirnveränderungen- und Verletzungen, Infektionen, Leber- und Nierenprobleme können hier die Ursache sein.

 

 

Welche Arten von Anfällen gibt es und wie äußern sich diese

Bei epileptischen Anfällen wird zwischen primär generalisierten und fokalen Anfällen unterschieden:

  • primär generalisierte Anfälle: Meist äußert sich die Epilepsie als primär generalisierter Anfall. Hierbei findet eine Entladung der Nervenzellen  in beiden Gehirnhälften statt  und führt zu generalisierten tonisch-klonischen Anfällen. Dies äußert sich zuerst als eine anhaltende Muskelanspannung (tonisch), die mit Bewußtseinsverlust verbunden ist. Darauf folgt die klonische Phase, bei der es zu Muskelzuckungen, Schnattern (Kieferschlagen), starkem Speichelfluss und Kontrollverlust über Blase und Darm kommt. Lebengefährlich wird es, wenn bei generalisierten Anfällen sich die Anfälle wiederholen und länger als 20 Minuten andauern. Dann ist der sogenannte Status epilepticus erreicht und das Tier sollte schnellstmöglich tiermedizinisch versorgt werden. 
  • fokale Anfälle: Diese Art von Anfällen treten in einem bestimmten Bereich des Gehirns auf. Meist äußern sich diese als Muskelzuckungen oder Krämpfen der Gliedmaßen. Selten kommt es hierbei zu Bewußtseinseintrübungen. Allerdings können sich fokale Anfälle über das gesamte Gehirn ausbreiten - sekundär generalisiert. Fokale Anfälle treten selterner auf, als generalisierte Anfälle.


Wie verhalte ich mich während eines Anfalls

Zu Anfang ist es für einen Laien schwierig die Anzeichen für einen Anfall zu erkennen. Erweiterte Pupillen, Unruhe, erhöhtes Hunger- und Durstgefühl und auch speicheln können hierfür Anzeichen sein, daß ein Anfall im Anmarsch ist. Jegliche Auffälligkeiten bezüglich des Verhaltens außer der Reihe können entscheidend sein.

Wenn bei einem Hund Epilepsie nachgewiesen wurde, ist es für den Verlauf und auch für die Behandlung sinnvoll ein Anfallstagebuch zu führen, um feststellen zu können auf welche Situationen der Hund mit Anfällen reagiert. Situationen wie Stress, Wetterumschwung und Mondphasen können hier von Bedeutung sein. Auch grelles Licht (z.B. Blitzlichter) kann einen epileptischen Anfall auslösen. Meistens kündigen sich die Anfälle bereits schon Tage zuvor an. Jegliche Verhaltensverhänderung sind hier enorm wichtig. Dies kann von Hund zu Hund variieren. Manche werden extrem ruhig und suchen die Nähe. Andere werden extrem unruhig und verfallen in einen regelrechten Bewegungszwang. Ein Hundekumpel kann hier von Vorteil sein, da dieser unter anderem schon die Aura wahrnehmen kann und den Besitzer auf einen anstehenden Anfall hinweisen kann. In unserem Fall war es Akira, die bereits zwei Tage zuvor bekannt gab, daß es wieder zu einem Anfall kommt und auch hinterher für Montero eine große Stütze war. 

Wichtig ist vor allem Ruhe zu bewahren, um den Hund nicht noch größerem Stress auszusetzen.


Hier ein Beispiel, wie ein Anfallstagebuch aussehen könnte:



Datum

Zeit



Anzeichen/

Auffälligkeiten vor dem Anfall


Evtl. Auslöser 

eines Anfalls


Be-schreibung des Anfalls


Verhalten nach dem Anfall


z.B. Unruhe, erweiterte Pupillen,

aber auch Aufsuchen von Nähe

z.B. Wetterum-schwung, Silvester, Vollmond

Dauer, Schwere, Zeitspanne zum letzten Anfall 

Ruhelosigkeit, Hungergefühl, berührungs-empfindlich







Zuerst muss sicher gestellt sein, daß sich der Hund nicht verletzen kann. Den Raum abzudunkeln oder dem Hund ein dunkles Tuch über die Augen zu legen (dies wird auch bei dem Einfangen von Wildtieren angewandt, damit diese ruhiger werden) kann von Vorteil sein. Den Hund mit sanfter Zusprache beruhigen. Hierbei sollte man sich am Rücken des Hundes befinden, um der Gefahr zu entgehen durch unkoordinierte Bewegungen der Gliedmaßen selbst verletzt zu werden. Keinesfalls sollte der Hund in dieser Phase festgehalten werden. In dieser Situation ist die Gefahr dem Hund eventuell Knochen  zu brechen sehr hoch. 


Wie verhalte ich mich nach einem Anfall und wie kann ich dem Hund wieder auf die Beine helfen

Ein Krampfanfall ist für den Hund mit extremer körperlicher Anstrengung verbunden, da in dieser Zeit die Muskulatur auf Hochturen läuft. Der Körper verbraucht viel Energie. Dadurch sind die ersten Schritte nach einem Anfall sehr taumelig und recht unkoordiniert. Hierbei sollte wieder darauf geachtet werden, daß sich der Hund nicht verletzen kann. Zudem tritt ein enormes Hungergefühl auf und der Hund ist regelrecht auf Nahrungsuche. In manchen Fällen kann es sogar zu Selbstverletzungen kommen (z.B. Rutenschnappen). Auf jeden Fall sollte man dem Hund auch weiterhin beruhigend mit Zusprache zur Seite stehen.

Diese Phase kann für die Besitzer eine hohe Reizschwelle abverlangen, da man das Gefühl hat der Hund würde regelrecht Furchen in den Bodenbelag laufen. In diesem Fall ist es ratsam mit dem Hund einen Spaziergang vorzunehmen. 


Banane mit etwas Honig hilft dem Gehirn wieder auf die Sprünge. 

Die Banane liefert jede Menge an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Nennenswert sind hier u.a. die B-Vitamine, Phosphor, Selen, Kalium und Magnesium, sowie der Gehalt an Pantothen- und Folsäure. Sie liefern Energie. Der Honig dient zusätzlich als Zuckerlieferant, um den Blutzuckerspiegel voranzutreiben.

Die zusätzliche Gabe von Magnesium (Schüßler Salz Nr. 7) unterstützt die Muskulatur und wirkt beruhigend.

Zudem den Kopf und die Ohren mit etwas Wasser kühlen, um der durch den Krampf entstandene Hitze die Möglichkeit zum Entweichen zu geben hilft dem Hund wieder etwas klarer zu werden und erfrischt.

Regelmäßige Blutentnahmen sollten gemacht werden, um andere Erkrankungen auszuschließen bzw. rechtzeitig behandeln zu können.

Aber auch hier sind bereits sehr gute Erfolge zu verzeichnen, die über das Reico-Vital System laufen. Die Anfälle treten selten bis gar nicht mehr auf und auch die Stärke schwächt ab.

Diese Krankheit erfordert eine sehr hohe Reizschwelle und starke Nerven für die Besitzer. Es können schwache und auch starke, anstrengende Zeiten auftreten. Dies ist von dem Ursprung der Epilepsie abhängig und auch auf die Wirkung der Medikation. Es gibt immer wieder Fälle in denen der Hund auf die Medikamente nicht anspringt oder nicht einstellbar ist. Hier sollte man sich dann auch nicht scheuen evtl. auf andere Maßnahmen zuzugreifen und diese in Anspruch zu nehmen. 

Wir hatten den Fall, daß  die vom TA verordneten Medikamente Montero nicht gut taten, seine Leberwerte immer schlechter wurden, der Hund einen müden/schlappen/empfindlichen Eindruck entwickelte und er eingeschläfert werden sollte. Dies war nicht der Fall, denn erst Recherchen über die Krankheit allgemein, weitere Möglichkeiten der Krankheit den Kampf anzusagen und das Ausschleichen der Medikamente verhalf uns zu einer deutlichen Linderung. Dies hatte auch zur Folge, daß sich seine Leberwerte nach und nach deutlich verbesserten und wieder regenerieten. Montero wurde wieder aufnahmefähiger, vitaler und er entwickelte wieder Teilnahme am Leben. 

Wir hatten vor der Behandlung alle vier Wochen mit Anfällen zu kämpfen. Mit dem Behandlungswechsel konnten wir sogar sechs bis zwölf Monate unbeschwert leben.

Montero verstarb dann bei einem Anfall (kurz vor seinem 11. Geburtstag), da sein Herz über die ganzen Jahre die Kraft verloren hatte. 


Ich hoffe, daß jeder, der mit so einem kranken Hund lebt, den richtigen Weg findet, in Anspruch nimmt und nicht gleich aufgibt. Es lohnt sich auf jeden Fall zu kämpfen, da manchmal einfach eine andere Richtung eingeschlagen werden muß. Das Tier muß nicht immer gleich eingeschläfert werden. Es gibt genug andere Behandlungsmöglichkeiten, die in so einem Fall greifen. In manchen Fällen gibt es einfach andere Ursachen (bei uns war die Halswirbelsäule, neben dem Riss im Schädel - den er bereits in Spanien erlangt hatte - auch ein ausschlaggebender Grund) für diese Krankheit. Und in diesem Fall muß dann nicht die Krankheit, sondern die Ursache bekämpft werden. Das kann dem Menschen und besonders dem Tier schon eine enorme Hilfe sein.

Wir haben gekämpft und was soll ich sagen....      ich bin froh diesen Schritt getan zu haben und nicht aufgegeben zu haben - und ich würde es wieder tun.  Auch Montero hatte (trotz der Krankheit) ein schönes Leben und ich bin dankbar für die Unterstützung, die ich in dieser Zeit erhalten habe. Ohne diese Unterstützung hätte mir in manchen Situationen oft die Kraft gefehlt, die ich gebraucht hätte.