Hundemythen

 

Es gibt Aussagen, die sich aus der Vergangenheit bis heute durchgesetzt haben:

 


„Mein Hund springt mich an, weil er keinen Respekt hat“

Diese Aussage hat einen ganz anderen Grund. Dies ist eine Handlung aus der Welpenstube. Ein Welpe beleckt die Mundwinkel der Elterntiere oder auch eines ranghöheren Tieres. Dies ist ein Zeichen der Unterwerfung, aber auch von Freude.

Da der menschliche Mund allerdings nicht auf der Höhe des Hundes liegt, springt dieser automatisch an diesem hoch, um den Mund zu erreichen. Handelt es sich jedoch um einen großen Hund kann dies allerdings ein Problem werden (nicht nur für einen gesunden, standfesten Menschen, auch für ältere Menschen und Kinder). Dies kann man aber mit regelmäßigem Training in den Griff bekommen.

 


„Mein Hund hat noch Welpenschutz“

Dieser Satz wird zum Schutz des kleinen Kerls gerne von frischgebackenen Welpeneltern geäußert.

Dies ist allerdings nicht richtig. Welpenschutz besteht nur innerhalb des Rudels. Hier werden Maßregelungen für die Erziehung eingesetzt, es wird aber darauf geachtet den Welpen nicht zu verletzten oder gar zu töten. Außerhalb des Rudels sieht dies dann schon anders aus. Hier sollte darauf geachtet werden, ob das Gegenüber kontaktfreudig ist und kein Problem mit einem kleinen Knirps hat. Hier kann es bei fremden Hunden sonst schon mal bösartiger ausgehen.

 


„Bestrafen durch Nackengriff und/oder auf den Boden werfen“

Diese Art der Bestrafung ist in der Hundeerziehung ein     "No-Go". Was dies in dem Hund auslöst ist keinesfalls eine Art der Bestrafung. Der Nackengriff deutet der Hund als Tötungsabsicht und das Vertrauen verschwindet.

Hat ein Hund Beute gemacht, wird diese in den Nacken gegriffen und geschüttelt, um diese zu töten. Hierbei wird die Halswirbelsäule gebrochen und führt den Tod herbei.

Trägt allerdings eine Mutterhündin ihre Welpen in Form des Nackengriffs herum, so hat dies einen anderen Sinn. Die Welpen fallen in eine Tragestarre und lassen sich so leichter für die Hündin tranportieren.

Auf den Rücken drehen ist ebenfalls ein Stressfaktor für den Hund, wenn es unter Zwang geschieht. Macht dies der Hund aus freien Stücken, ist dies ein Signal dem Gegenüber  Autorität auszudrücken. 

 

„Das regeln die Hunde unter sich“

Dies ist in gewissen Situationen nicht ganz falsch. Dennoch sollte gewisse Vorsicht bei unbekannten Begegnungen geboten sein und die Körpersprache spielt eine entscheidende Rolle, die man zu lesen wissen sollte. Besteht eine körperliche Anspannung der Hunde, kann die Situation schnell kippen, gefährlich werden und schnell kommt es zu einer Beißerei. 


„Hunde auf der Couch denken sie sind der Rudelführer“

Dies hat nichts mit Rudelführer zu tun. Es ist einfach bequem. In der Wildnis steht dem ranghöchsten Wolf auch nicht immer eine Erhöhung zur Verfügung, um seinen Rang auszudrücken. 

Allerdings sollte es der Hund umsetzen, wenn seine Anwesenheit auf der Couch mal unerwünscht ist und er das Feld räumen soll.

Man sollte sich jedoch von Anfang an klar darüber sein, ob der Hund auf die Couch darf oder ob nicht.

 

„Ein alter Hund lernt nichts mehr“

Um etwas zu lernen ist das Alter nicht ausschlaggebend. Jeder Hund kann in jedem Alter noch etwas lernen. Fakt ist allerdings: Je älter der Hund ist, desto länger kann es natürlich dauern, bis der Hund das Kommando versteht. Dies hängt natürlich auch von der Ausdauer des Hundehalters ab. Hat der Mensch keine Ausdauer, wird der Hund nicht verstehen was dieser von ihm will.

 

„Hunde die mit der Rute wedeln, sind immer freundlich“ 

Stimmt nicht! Die gesamte Körperhaltung spielt eine entscheidende Rolle. Wie die Ohren stehen, auf welcher Höhe die Rute steht, das Tempo des Wedelns, wie der Blick ist, wirkt der Hundekörper angespannt, stehen die Nackenhaare hoch?


„Wenn Hunde rohes Fleisch fressen werden sie aggressiv“

Das stimmt nicht! Aggressivität hat mit der Ernährung nichts zu tun. 

 

„Eine Hündin sollte im Leben einmal einen Wurf gehabt haben“

Aus welchem Grund sollte dies so sein? Manche Menschen denken, daß eine Hündin mit einem Wurf erwachsen wird. Dies hat aber nichts damit zu tun, ob sie Welpen hat oder nicht.

 

„Zerrspiele machen Hunde aggressiv“

Stimmt nicht. Es ist ein guter Zeitvertreib und kann die Bindung zwischen Hund und Herrchen/Frauchen intensivieren. Natürlich sollten auch solche Spiele das Maß nicht übertreiben. 

Zudem sollte darauf geachtet werden, daß dieses Spiel ein Spiel sein soll. Bringt man den Hund dazu auf Kommando zuzubeißen, lenkt man die Richtung ein den Hund scharf zu machen. Dies ist illegal und ist mit einer Strafe verbunden.

 


„Ein Hund darf nicht knurren“

Das ist nicht richtig! Ein Hund muß knurren, um

  • einen anderen Hund (oder auch Menschen) abwehren zu können. Dies gilt als Vorwarnung, daß sich das Gegenüber entfernen soll. Dies sollte allerdings nicht gegenüber des Halters passieren. Dies ist respektlos und kann auch mal eskalieren.
  • seine Verunsicherung zum Ausdruck bringen zu können. Fühlt sich ein Hund bedrängt, drückt er durch das Knurren aus, daß ihm die Situation gerade zu eng ist. Jetzt sollte der Hund in Ruhe gelassen werden und ihm Freiraum zu lassen. Wird dies nicht respektiert, kann sich daraus eine Angst-Aggression entwickeln, die mit Warnbissen einhergeht.
  • Spielzeug oder Futter zu verteidigen. Dies soll zum Ausdruck bringen, daß er dies nicht teilen möchte. Allerdings sollte es für den Besitzer immer möglich sein seinem Hund Spielzeug oder auch Futter wegzunehmen.

 

Leider ist nicht für jeden die Körpersprache des Hundes klar ersichtlich. Hier sollte beachtet werden, welchen Gesamteindruck die Körpersprache zum Ausdruck bringt. Verbieten sollte man einem Hund das Knurren jedoch nicht. Dies ist die Art sich zu verständigen. Darf ein Hund nicht knurren, ist es kein Hund mehr!


„Mischlinge sind gesünder“

Jein! Bei manchen Rassen gibt es Überzüchtungen und auch Qualzuchten (beim Mops beispielsweise ist man mittlerweile bedacht die Nase wieder zurückzuzüchten, um dem Tier mehr Lebensqualität zu bieten oder auch beim Schäferhund, der in der Regel an HD - Hüftgelenksdysplasie - leidet). 

Wenn allerdings bei der Kreuzung zweier Rassen ein krankes Tier mitgewirkt hat, so kann es durchaus passieren, daß diese Krankheit hervortritt.

Somit kann man nicht generell behaupten, daß Mischlinge gesünder sind. 

 

„Mein Hund weiß genau was er falsch gemacht hat“

Das ist nicht richtig. Hat ein Hund, wenn man nach Hause kommt, beispielsweise eine Stunde vorher eine Pfütze hinterlassen, verknüpft er den Ärger darüber nicht mehr mit seiner Tat, sondern verknüpft dieses mit der Heimkehr von Herrchen oder Frauchen. Ein Hund kann nur direkt bei seiner Untat oder unmittelbar danach den Ärger damit verknüpfen. Zu allem, was länger zurück liegt, kann der Hund keine Verbindung mit der Bestrafung herstellen. 

Fazit: 

Kommt man nach Hause und der Hund hat Unsinn oder ein Missgeschick hinterlassen, dann macht man es kommentarlos weg und schenkt dem Hund im Bezug darauf keine Beachtung. Keine Bestrafung im Nachhinein. Das ist für die Schandtat unsinnig. Der Hund wird es dann für die Zukunft mit der Heimkehr verknüpfen. Sollte der Hund dann vor einem stehen und gähnen, dann ist das kein Zeichen von Müdigkeit oder Desinteresse. Bei uns Menschen bringt diese Handlung das zwar zum Ausdruck, aber beim Hund kann dies ein Ausdruck von Stress sein.


„Mein Hund frisst Kot weil er ein ernährungsphysiologisches Defizit hat“

Wissenschaftlich bewiesen ist dies jedoch nicht. Manchen Hunden schmecken die Hinterlassenschaften anderer Tiere einfach oder es ist einfach eine Angewohntheit. Bei Junghunden und auch ungeimpften Hunden kann dies allerdings gesundheitliche Auswirkungen haben und sie können sich mit Parvovirose (ansteckende Viruserkrankung - Übertragung durch infiziertem Kot/große, mitunter tödliche Gefahr. Nach der Inkubationszeit von 4-7 Tagen tritt in der Regel plötzlicher, starkes Erbrechen auf. Gefolgt von wässrigem oft blutigem Durchfall. Es kann zu Fieber oder zu Untertemperatur kommen. Durch den Durchfall und das Erbrechen dehydrieren die Tiere schnell.) anstecken. Von daher sollte man dies unterbinden. Sollte man sich jedoch unsicher sein, dann man einen TA um Rat fragen und im Zweifel ein großes Blutbild erstellen lassen, um sicher zu sein, ob es vielleicht doch einen gesundheitlichen Aspekt hat. 

 

„Golden Retriever und Labradore können gar nicht beißen, das wurde weggezüchtet“

Mit dieser Aussage wäre ein Hund nicht lebensfähig. Dies ist etwas, was sich nicht mal so eben wegzüchten läßt. Jeder Hund kann beißen. Der Zusammenhang mit dieser Aussage besteht schlicht und ergreifend darin, daß Retrievern und Labradoren eine ausgesprochene Familienfreundlichkeit nachgesagt wird.

 

„Ein Hund der einmal gebissen hat wird es immer wieder tun“

Hierbei wird leider gern verschwiegen warum der Hund gebissen hat oder ob es eine Warnung (Warnbiss, Schnappen oder Angstbiss) war. 

Fühlt sich ein Hund in die Enge getrieben und man ignoriert seine Vorwarnung, dann kann es passieren, daß der Hund zubeißt. Da der Hund nicht reden kann, signalisiert der Hund mit Knurren, Lefzen hochziehen und im Endeffekt mit Schnappen oder Beißen, daß ihm diese Situation nicht paßt. Von daher sollte man solche Anzeichen beachten und nicht mit Respektlosigkeit betrachten. 

 


„Gut sozialisierte Hunde vertragen sich mit ALLEN Hunden“

Ein gut sozialisierter Hund wird zwar nicht aggressiv auf einen anderen Hund zustürmen wie ein Hund der nicht gut sozialisiert ist. Dennoch kann man nicht davon ausgehen, daß sich jeder Hund mit anderen Hunden versteht. Dem Menschen ist auch nicht jeder andere Mensch sympatisch.

Jeder sollte seinen Hund soweit einschätzen können, ob der Hund aggressiv auf andere Hunde reagiert oder ob er nur neugierig ist. Natürlich kann es mal zu einem leichten Knurren kommen, dies soll dann dem Gegenüber signalisieren, daß er zu aufdringlich ist und er auf Abstand gehen soll.

 

„Bei einem Hund der einmal Wild gerissen hat, wird sich der Jagdtrieb nicht mehr kontrollieren lassen“

Ein Hund mit Jagdtrieb zu kontrollieren ist schon eine ordentliche Tüte Arbeit, aber es nicht unmöglich. Natürlich sollte dabei unterschieden werden, ob sich der Hund für Wild ernsthaft interessie und bis zum Äußersten gehen würde, oder ob er das Wild mit der Erkenntnis zu versagen hetzt. Beides sollte man natürlich nicht ausprobieren oder provozieren. Der beste Weg hierbei ist immer vorausschauend Gassi zu gehen und den Hund frühzeitig an die Leine zu nehmen.

 

„Den Hund nur einmal am Tag füttern"

Generell ist es besser den Hund 2 mal am Tag zu füttern und danach mindestens eine Stunde ruhen zu lassen.

Bei Trockenfutter, das sich im Magen ausdehnt, wird hierdurch das Risiko einer Magendrehung begünstigt. Diese muß dann schnellstmöglich vom Tierarzt oder in einer Tierklinik behandelt werden, da diese sonst tödlich enden kann. Bei dem Trockenfutter der Marke Reico ist dieses Problem weniger ein Thema, da die Krokette zerfällt und sich nicht ausdehnt.